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  • Ekkehard Pluta, Klassik heute

"eine feine Balance zwischen Perfektion und Spontaneität"

"Vor zehn Jahren kamen sie in Berlin zusammen, wo sie an der Universität der Künste studierten – die drei Franzosen Simon Routier, Lauriane Vernhes (Violine) und Joan Bachs (Cello) und der Israeli Avishei Chameides (Viola) -, und sie gründeten das Noga-Quartett, das seither viele Wettbewerbe gewann und internationale Erfolge hatte. „Aquarelles“ ist ihre erste CD und sie ist fast naturgemäß der französischen Musik gewidmet, den beiden Antipoden Claude Debussy und Reynaldo Hahn. Des Letzteren Streichquartett Nr. 2 F-Dur ist eine ausgesprochene Rarität im Konzert-Repertoire, Debussys Ariettes Oubliées (1885/87) sind in der vorgelegten Fassung gar eine Uraufführung, denn der Cellist Bachs hat den ursprünglichen Klavierpart für Streichquartett arrangiert. Mir erscheint diese Transkription gelungen, da sie nicht sklavisch am Notentext klebt, sondern die Möglichkeiten der Streichinstrumente nutzt, um eine spezifische Atmosphäre zu schaffen, die der den Liedern zugrunde liegenden Lyrik Paul Verlaines gut entspricht. Reynaldo Hahn lässt in seinem Streichquartett die versunkene Welt der Belle Époque wieder lebendig werden. Die Musik klingt so, als wäre sie noch im 19. Jahrhundert entstanden. Dabei handelt es sich um ein Spätwerk, zu einer Zeit geschrieben, als die Deutschen schon Frankreich besetzt hatten und der Komponist, dessen Arbeiten im Vichy-Regime verboten waren, sich in den Süden des Landes zurückgezogen hatte. (...) Hier wie im Streichquartett Debussys (1892) überzeugen die vier Musiker durch eine große Flexibilität in der Wahl der Tempi und ihre Fähigkeit, die Musik organisch von innen heraus zu entwickeln und in allen Details zum Blühen zu bringen. Dabei finden sie stets eine feine Balance zwischen Perfektion und Spontaneität. Mit ihrem eloquenten Vortrag ziehen sie den Hörer in den Sog der Musik. Da entsteht nirgends der Eindruck einer Klangkonserve, alles wirkt live, wie aus dem Augenblick geboren. Dabei kommen nicht nur die impressionistischen Farbvaleurs zur Geltung, sondern auch die expressiven Seiten der Musik, so dass vor allem das Streichquartett Debussys dramatischer ankommt als gewohnt."


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