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Dr. Ingobert Waltenberger, online merker

"Wie wenig doch bei dieser erstaunlich volltönenden Version das Orchester abgeht."

Bei dem nun von NAXOS vorgelegten Album handelt es sich um eine Tonträger-Novität dieser äußerst reizvollen Kammermusikversionen. Es ist als erste Folge eines vollständigen Zyklus von Vincenz Lachners Transkriptionen aller Beethoven-Konzerte konzipiert. Zur Zeit der Entstehung ging es um die optimale Verbreitung von Werken als auch um die Befriedigung des hausmusikalischen Bedarfs, hatte sich doch das Klavier im Biedermeier als Hauptinstrument in bürgerlichen Häusern etabliert. Im Beethoven-Jahr 2020 soll und darf auch Raum sein für historische und neue Bearbeitungen extrem bekannter und populärer Werke wie den Klavierkonzerten des Jubilars.

Die weißrusssiche Pianistin Hanna Shybayeva konzertiert seit ihrem 11. Lebensjahr. Mit dieser Einspielung setzt sie fort, was sie mit dem Kammermusikprojekt „Symphonic Intimacy“ und dem Ysaÿe Streichtrio begann: Sie hat sich gemeinsam mit dem Utrecht String Quartet und dem Spanier Luis Cabrera (Kontrabass) die Klavierkonzerte Nr. 3 und 4 von Beethoven in der Streichquintettfassung von Lachner vorgenommen.

Wie wenig doch bei dieser erstaunlich volltönenden Version das Orchester abgeht. Natürlich steht das Klavier noch mehr im Vordergrund als bei einem groß besetzten Konzert. Hanna Shybayeva pflegt einen temperamentvollen, kraftvoll zupackenden und dennoch kristallin klaren Stil, der perfekt mit dem orchestral aufspielenden niederländischen Ensemble harmoniert. Beethoven wird hier nicht überästhetisiert, er ist nicht nivelliert geschönt, sondern fasziniert gerade in all seiner Aufgerautheit, den dicht kontrastierenden Affekten, der so individuell getönten martialisch bis zarten Gestik.

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