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Marcus Stäbler, FONO FORUM Juli/2020

"Ästhetik des Zerrissenen"

"Vor allem im Largo assai ed espressivo - dessen Stimmung dem Werk den Beinamen "Geistertrio" beschert hat- imaginiert Beethoven eine bis dahin unerhörte Klangwelt. Die fahlen Farben dieses Satzes dürften für die Zeitgenossen ein leiser Schock gewesen sein. Mit ihrer neuen Aufnahme machen die Mitglieder des Beethoven Trios Bonn dieses leicht erschrockene Staunen lebendig. Die beiden Streicher lesen die Vortragsbezeichnung p sotto voce als Ermutigung, die eröffnenden Unisoni auf ganz wenigen Bogenhaaren zu raunen. Nur zögerlich nehmen die Töne ihre schattenhafte Gestalt an, sie scheinen fast zu verschwinden, bevor das Klavier seine Antwort gibt. Der geflüsterte Einstieg in eine Musik, die die Extreme auslotet und Tendenzen der Romantik vorwegnimmt: mit der Ästhetik des Zerrissenen, die in den Brüchen aufscheint und einer besonderen Vorliebe für das Schaurige. Die tiefen Triller im Klavier verbreiten hier die Atmosphäre einer Art Geisterballade."


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