"Edgar Allan Poe hat einige Stücke für die Harfe inspiriert, so auch die Ballade Fantastique, die die französische Harfenistin Henriette Renié (1875-1956) nach Poes 1843 entstandener Kurzgeschichte The Tell-Tale Heart komponierte. Es ist ein dramatisches und stimmungsreiches Werk, das Renié selber in einer unvergesslichen Aufnahme eingespielt hat. Die 1985 geborene Schweizerin Julia Wacker erreicht wohl nicht ganz die subtilen Farbnuancen von Renié, aber sie spielt das Stück sehr rhetorisch und packend. André Caplets Conte fantastique für Harfe und Streichquartett entstand 1908 und wurde 1923 revidiert. Der Komponist hatte den Solopart ursprünglich für den älteren Harfentyp der Firma Pleyel komponiert, doch später für die klanglich reichere Erard-Harfe arrangiert. Auch dieses Werk wird in der vorliegenden Einspielung mit größter Eloquenz gestaltet. Der Schüler von Arthur Nikisch und spätere Debussy-Mitarbeiter schuf mit dem Conte Fantastique nach Poes Novelle Die Maske des roten Todes (The Mask of the Red Death, 1842) ein sehr originelles und eigentlich heute hochaktuelles Stück. In einem Land, das von einer schrecklichen Seuche bedroht wird, zieht sich Prinz Prospero in eine entlegene Burg zurück, um sich und seine Freunde in einer Art Confinement zu retten. Doch bei einem Maskenball in der fürstlichen Suite tritt ein Unbekannter in der Maske des Roten Todes auf, der den Tod auf die Burg bringt. Caplet hat seine Feder quasi wie eine Kamera benutzt, die die Ereignisse der Geschichte zwingend in eine sehr narrative Musik setzt. Julia Wacker und das Galatea Quartet setzten das schaurige Geschehen musikalisch ungemein spannend und dramatisch um. Der Schweizer Dirigent und Komponist Thüring Bräm (*1944) hat sein Solostück A Wind Blew Out of a Cloud nach Poes Gedicht Annabel Lee komponiert. Bräm hat aus dem Text, in dem der Schriftsteller den Tod seiner Frau aufarbeitet, die Zeile A Wind Blew Out of a Cloud extrapoliert und darüber eine sieben Minuten lange Meditation geschrieben, die Julia Wacker effektvoll und spannend interpretiert. Überhaupt ist die Art, wie Wacker die Harfe als Drama-Instrument benutzt, absolut hinreißend und catchy. Die Stimmungen der Musik werden durch Lesungen aus den der Musik als Vorlage dienenden Poe-Werken verlängert. Petra Auer ist die einfühlsame Erzählerin."