"Es ist eine Besetzung, gegen die eigentlich recht viel spricht: Gitarre und Klavier sind beides Harmonieinstrumente und kommen ganz gut alleine klar oder wenn, dann eher mit einem Melodieinstrument denn mit einem anderen Harmonieinstrument. Doch es war niemand Geringerer als der renommierte Gitarrist Pepe Romero, der vor einigen Jahren beim Schleswig-Holstein Musikfestival seinen Schüler Alexander-Sergei Ramírez und die Pianistin Sheila Arnold zusammenführte. (...)
Auf dem Weg zum (auch klanglich) gleichberechtigten Duo mussten die beiden jedoch erst die Einsicht gewinnen, dass diese Besetzung mit modernem Instrumentarium kaum denkbar war: Das Klavier hätte permanent leise, die Gitarre umgekehrt durchgehend laut spielen müssen. Das führte Arnold und Ramírez schließlich zu den historischen Instrumenten der damaligen Zeit, für die die Komponisten Rossini, Carulli, Hummel, Beethoven und Boccherini ihre Kompositionen geschrieben hatten. „Sie [die Werke] wurden Anfang des 19. Jahrhunderts für das Fortepiano und die Romantische Gitarre, auch „Biedermeier-Gitarre“ genannt, geschrieben. Die Bauweise der Instrumente der Zeit um 1810 – ca. 1850 war weitaus filigraner als die ihrer großen „Brüder“ und „Schwestern“ heutzutage“, so beschreibt es Ramírez im Booklet. Neben den Fragen der klanglichen Balance zwischen den Instrumenten bietet aber auch das historische Fortepiano einige schöne Klangeffekte wie beispielsweise das so genannte „una corda“, bei dem die Klaviatur so verschoben wird, das am Ende nur noch eine Saite (statt dreien) angeschlagen wird oder der Fagottzug, bei dem sich eine Leiste mit Pergamentpapier auf einen Teil der Saiten legt, so dass ein Schnarren entsteht.
Ein Großteil des Repertoires, das auf der Duo-CD von Arnold und Ramírez zu hören ist, dreht sich um Ferdinando Carulli (1770-1841). Dieser hinterließ als Arrangeur und Komponist zahlreiche Bearbeitungen und Kompositionen für diese Besetzung, die er bei seinen Konzertreisen durch Europa gemeinsam mit seinem Sohn aufführte. Zu den Bearbeitungen, die auch hier zu hören sind, gehörten beispielsweise die Gassenhauer der damaligen Zeit, so beispielsweise Rossinis Ouvertüren Eduardo e Cristina oder natürlich auch Il Barbiere di Siviglia. Mit einer sehr präsenten Sheila Arnold und witzigen Klangeffekten im Fortepiano startet das Duo mit ersterer in die das Programm. Etwas interessanter für Ramírez an der Gitarre ist da schon die bekanntere der beiden Ouvertüren. Wie das Duo Gitarre und Fortepiano gleichberechtigt im Idealfall klingen kann, machen die beiden Musiker bei dem schönen Grand Duo von Carulli deutlich. Diesem hört man an, dass es sich hier um ein Originalwerk für diese Besetzung handelt: Bereits im Kopfsatz des dreisätzigen Werks nutzt Carulli geschickt die verschiedenen klanglichen Möglichkeiten (und Vorzüge) der Instrumente, was Arnold und Ramírez auch gekonnt umsetzen. Sehr schön gesanglich gelingt der langsame Mittelsatz, facettenreich dann der abschließende Variationssatz. Ebenfalls ein Originalwerk ist Hummels Pot-Pourri, das etwas galanter daherkommt als Carullis effektvolleres Stück. Mit sehr gutem Gespür und technischem Können setzen die beiden Musiker auch dieses Werk um. Mit zwei Bearbeitungen schließt die Aufnahme von Alexander-Sergei Ramírez und Sheila Arnold: Dies wären zunächst die Variationen über ein Thema aus Mozarts Zauberflöte von Beethoven, die ebenfalls Carulli für Gitarre und Pianoforte arrangiert hat. (...)
Ihre gemeinsame Duo-Aufnahme beschließen die beiden mit einer Bearbeitung aus ihrer eigenen Feder, orientiert an einer anderen Bearbeitung von Julian Bream. Dieser hatte den Fandango aus dem Gitarrenquintett von Boccherini für Cembalo und Gitarre transkribiert. Aufbauend darauf beenden Sheila Arnold und Alexander-Sergei Ramírez das Programm ihrer CD mit einer fulminanten (und dem Original noch näheren) Fassung für Gitarre, Fortepiano und Kastagnetten ab. Als Gast ist hier Friederike von Krosigk an den Kastagnetten zu hören."
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