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  • Stefan Pieper, Klassik heute

CD-Tipp

"Auch der Pianist Andreas Woyke pflegt den berühmten Blick über den Tellerrand der Genres und Epochen. Egal ob Klassik, Romantik oder Jazz und zeitgenössische Tonsprache, unter Woykes Händen werden die unterschiedlichen Stile gerne mal eins miteinander. In diesem Sinne geraten auf seiner Super-Audio-CD viele eigene Schöpfungen in einen produktiven Dialog mit der Klaviermusik Chopins, jeweils im ständigen Wechsel. (...) Machen wir also den Selbstversuch in Echtzeit, wie dies auf den Hörer wirkt: Nach der drohenden Dissonanz lässt Woyke Chopins Scherzo b-Moll federnd elastisch und spannungsreich erklingen. Wie er die Figurationen zu bewegenden, treibenden Impulsen verdichtet, Synkopen aufblitzen und vorbeihuschen lässt, das zeugt von querdenkerischer Spiellust und hoher interpretatorischer Klasse. In sich ruhend, klangschön und von perlenden Lyrismen gesättigt, „antwortet“ Woykes eigenes Stück auf denkbar idyllische Weise. Größe hat auch, wie er danach in weichem Crescendo die Fantasie-Impromptu c-Moll wie eine heranrollende Welle aufbranden lässt, mehr und mehr erschließt sich so, was dieser Pianist in seinem Chopin-Spiel alles zu sagen hat. Cineastisch und ruhig führen Woykes Tides of the Black Sea programmgemäß zu romantisch-empindsamen Ufern, die im heute angesiedelt sind. Wuchtig impulsiv, mit geerdeter Akzentuierung und ruhigen Ggenpolen sorgt dann wieder Chopins Polonaise c-Moll für eine Ästethik der Brüche. Oft durchkreuzen Woykes eigene Titelgebungen jede Erwartungshaltung: Soundtrack for a Love Scene ist eine wuchtige, rhythmisch auftrumpfende Studie über die heftigen, wilden Facetten von Liebe und Leidenschaften, die Woykes Gespür für klangliche Wirkungen des Flügels offenlegt und die hier mit der bewährten Ars-Aufnahmetechnik frappierend brillant eingefangen wurde. Auch eine Jazz-Nummer namens Autumn Colours sowie ein schillernd meditatives Stück namens Raga Brahmanda zeigt, dass die Musikwelt Interpreten wie Woyke braucht - die im Gestern und Heute, im Jazz und in der Klassik zuhause sind, also aus der heute verfügbaren Pluralität der Kulturen hellwach schöpfen..."

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