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  • Christof Jetzschke, Klassik Heute

"der reine Genuß"

"Natürlich – so möchte man sagen – ist eine Bearbeitung von Beethovens Pastoral-Sinfonie für „Hausmusik“ vom Klavier aus gedacht. Auch die Arbeit an dem Trio Nr. 4 B-Dur op. 11 (die Inlaycard der CD gibt fälschlicherweise D-Dur als Tonart an), dem sogenannten Gassenhauer Trio, hat Beethoven mit Sicherheit am Klavier begonnen. Nur – was, wenn das Spiel der Interpreten gar nicht erst den Eindruck aufkommen lässt, als stünde das Klavier im Zentrum der komponierenden und bearbeitenden Tätigkeit, als gingen ausschließlich von ihm die Impulse aus? Dann kann das nur einen Grund haben: überragende gestalterische Fähigkeiten, exzellente Kommunikationskunst und Ausdrucksintensität sowie eine jederzeit hellwache und hellhörige Musizierhaltung der Interpreten. Und genau das bringen Jinsang Lee (Klavier), Mikhail Ovrutsky (Violine) und Grigory Alumyan (Violoncello) vom Beethoven Trio Bonn mit. Es ist einfach eine wahre Freude, ihrem Spielwitz und ihrer puren Lust am Kommunizieren zu lauschen. Sei es in dem pathetisch und energisch beginnenden Kopfsatz des Gassenhauer Trios, seinem nach innen gekehrten Adagio und seinem virtuosen, lyrischen und humorvollen Variationsfinale: stets sind Lee, Ovrutsky und Alumyan in ihrer Tonformung fein aufeinander abgestimmt und wahren im kompakten Ensembleklang wie in solistischer Brillanz beispielhafte Transparenz; auch bleiben sie diesem Trio mit all seinen unterhaltend spielerischen Zügen nichts an Anmut, Eindringlichkeit und lyrischer Expressivität schuldig.


Mich beeindrucken darüber hinaus die klangfarblichen Abstufungen, die das Ensemble den Instrumenten zu entlocken weiß, wovon insbesondere seine Lesart der Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 profitiert. Die Transkription für Klaviertrio stammt von Christian Gottlieb Belcke (1796-1875), einem Flötisten aus den Reihen des Leipziger Gewandhausorchesters. (...)

Aber sie ist wirklich gelungen, hat man doch oft den Eindruck, als spielten da mehr als nur drei Instrumente. Und dann ist da ja noch die spürbare Freude des Beethoven Trio Bonn, intime und lautmalerische Momente in fesselnde und spannungsgeladene Hörerlebnisse zu überführen; Vogelrufe, das Murmeln eines Baches oder das Gewitter – selten ist mir eine derart intensive Lesart dieser an Empfindungen so reichen Musik begegnet. Was immer die Partitur hergibt, was immer an Farbnuancen und dynamischen Werten möglich ist, die Drei kosten die ganze Bandbreite all dessen hingebungsvoll aus und verstehen es vorbildlich, einen nie abbrechenden Spannungsbogen über das gesamte Werk zu ziehen. Kurz: Das Spiel des Beethoven Trio Bonn ist der reine Genuß und sein Werkverständnis über jeden Zweifel erhaben. Diese CD kann und muss ich einfach jedem Kammermusik- und Beethoven-Freund ans Herz legen!"



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