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  • Klassik.com
  • vor 20 Stunden
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Jennifer Lims Mozart-Spiel weiß zu überzeugen.


"An Gesamtaufnahmen der Klaviersonaten von Mozart mangelt es nicht, als zahlenmäßig übersättigt davon kann man der Markt wiederum auch nicht gelten.  Als „für Kinder zu leicht, zu schwer für Erwachsene“ hat Artur Schnabel sie einst bezeichnet, die koreanisch-kanadische Pianistin Jennifer Lim hat sich dieser speziellen Herausforderung gestellt. Nicht alle Sonaten wurden in jüngster Zeit eingespielt, die frühesten ins Gesamtpaket integrierten datieren bereits aus 2014. Angeordnet sind sie auf den insgesamt fünf CDs nicht in chronologischer Reihenfolge, das ist für das musikalische Verständnis aber auch nicht erforderlich. Auf dem ersten Tonträger enthalten sind u.a. die a-Moll-Sonate KV 310 und die D-Dur-Sonate KV 311 – beide haben exemplarisch durchgängige musikalische Anspannung und sind mit filigranen dynamischen Schattierungen versehen.


Interpretatorische Tiefenschärfe


Da fällt es auch nicht negativ ins Gewicht, wenn Tempi - wie im „Rondo“ besagter D-Dur-Sonate oder im Kopfsatz der B-Dur-Sonate KV 333 – etwas verhaltener gewählt sind, die interpretatorische Tiefenschärfe bleibt gewahrt. Mit der nötigen, bei Mozart so schwer zu greifenden Leichtigkeit ist Passagenwerk etwa im Kopfsatz der D-Dur-Sonate KV 576 ausgestattet, an deren Mittelsatz lässt sich auch Lims einfühlsame Phrasierung und Artikulation in kantablen Bereichen ablesen. Die nötige Frische und quirlige Spritzigkeit bringen die Ecksätze der frühen Sonaten, besonders im „Allegro“ von KV 281, im „Presto“ von KV 280 und dem „Allegro“ von KV 282 mit.  Das gilt gleichermaßen für das „Allegro assai“ der bekannten F-Dur-Sonate KV 332. Überzeugend fühlt sie sich auch in die harmonisch eingetrübten Sphären der c-Moll-Sonate KV 457 ein, deren Schlusssatz sie überzeugend mit markanten Akzentuierungen versieht. Hier bedauert man, dass nicht das harmonische Pendant der c-Moll-Fantasie KV 475 enthalten ist.


Berührende Intensität


Als „Bonus“ gibt es auf der letzten CD stattdessen die 12 Variationen über „Ah, vous dirai-je manan“ KV 265 – mit Ausnahme der etwas zu kantig formulierten dritten Variation feingliedrig vorgetragen in fast all ihren thematisch vielfältigen Facetten. Mit berührender Intensität spielt sie die D-Dur-Sonate KV 533 mit ihrem fragilen, nur vordergründig schlicht gehaltenen Schlusssatz. Als Referenz-Aufnahmen dürfen nach wie vor wohl die Interpretationen von Christoph Eschenbach, des jungen Daniel Barenboim, Alfred Brendel (der allerdings keine vollständige Edition hinterlassen hat) oder aus jüngerer Zeit auch von Mao Fujita gelten. Der Titel „Mystical Mozart“ von Lims Ausgabe mag etwas schwülstig anmuten – umso mehr ist die Einspielung zu empfehlen und kann sich mit den „arrivierten“ Schwergewichten durchaus messen. Die Veröffentlichung beweist: für gehaltvolle neue Beiträge wie diesen ist in der diskografischen Mozart-Landschaft jederzeit noch Platz. Informativ ist auch das Booklet mit mit einem sympathischen Beitrag der Interpretin." Oliver Bernhardt



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