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  • Dr. Jan Kampmeier

Brahms und die Folgen

"Das Klarinettentrio op. 40 von Carl Frühling wird seit einigen Jahren relativ viel gespielt, oder zumindest ist es bereits mehrfach aufgenommen worden, und zwar sowohl von fest miteinander spielenden Trios als auch von recht prominenten Solisten wie Alfredo Perl, Ralph Manno und Guido Schiefen oder auch Eric le Sage, Paul Meyer und Claudio Bohórquez. Eine wirkliche Wiederentdeckung, wie das Beiheft behauptet, ist es insofern nicht mehr, auch wenn viele Hörer ihm vermutlich noch nicht begegnet sind.

Das Werk verdient in jedem Fall die Aufmerksamkeit, die ihm neuerdings zu Teil wird. Nur wenige Takte braucht Frühling, um gleich am Beginn eine ganz zauberhafte, lyrische Stimmung zu etablieren, im weiteren Verlauf aber lotet er immer neue Ausdrucksbereiche aus. Es handelt sich überhaupt um ein höchst ansprechendes und interessantes Stück. Sicher ist es in der Brahms-Nachfolge zu verorten, dabei aber doch durchaus individuell gestaltet. Ein Beispiel: Der zweite Satz ist ein anmutiger Walzer (den etwa Brahms niemals in „ernsten“ Gattungen verwendet hätte), der dritte beginnt „psalmodierend“ (so auch in den Noten vermerkt). Ballsaal und Kirche bzw. in Frühlings Fall vielleicht eher Synagoge stehen hier also direkt nebeneinander. (...)

Robert Kahns einsätzige, gut zehnminütige Serenade f-moll op. 73 ist eigentlich für Oboe, Horn und Klavier geschrieben, doch der Komponist hat zahlreiche andere Möglichkeiten der Besetzung vorgesehen, und auch in der Fassung mit Klarinette und Cello ist sie bereits zuvor aufgenommen worden. Es handelt sich um ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Stück, dem man allerdings kaum anhört, dass es erst 1922 entstanden ist und dem eine gewisse Abhängigkeit von Brahms wohl auch nicht ganz fremd ist.

Johannes Brahms selbst ist auf dieser Platte mit seinem berühmten Klarinettentrio op. 114 vertreten, das in der Interpretation des Quantum Clarinet Trio sehr intim klingt. Wuchtige Klangfülle allerdings, die beim späten Brahms doch schon einfach dazu gehört, sucht man weitgehend vergebens. Besonders Johannes Przygodda am Cello pflegt einen auffallend schlanken und dezenten Ton, doch auch seine Partnerinnen Elena Veronesi an der Klarinette und Bokyung Kim am Flügel bleiben durchweg sehr maßvoll. Es gibt vielleicht spannendere Interpretationen, klanglich ist diese Aufnahme aber recht ansprechend."



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