top of page
  • Tabea Eppelein, pizzicato

Cathy Krier: « Neugierde ist eine Gabe, die leider viele Menschen verlieren! »

Die Luxemburger Pianistin Cathy Krier hat vor kurzem bei Cavi ein Album mit György Ligetis Etüden herausgebracht. Tabea Eppelein hat sich mit der Musikerin unterhalten.


Das Cover Ihres neuen Albums ist bunt gestaltet und voller Farbspritzer. Inwiefern haben Sie selbst Bezug zur bildenden Kunst? Bildende Kunst war immer wichtig für mich. Ich liebe es, in Museen zu gehen, und mich von der Atmosphäre und der Kraft der Kunstwerke treiben zu lassen. Ich finde es faszinierend, welche Wirkung Farben auf einen Menschen haben können und sofort eine Atmosphäre klar definieren. Da braucht es nicht viele Worte.


Was fasziniert Sie persönlich an György Ligeti als Person? Die Vielfalt an Interessen. Alles kann Inspiration sein, von Mathematik, über Kunst bis hin zu fernen Traditionen. Neugierde ist eine Gabe, die leider viele Menschen verlieren!


Ligeti war eine neugierige Person. Auch Sie sind sehr wissbegierig. Hätten Sie sich gut miteinander verstanden? Ich hoffe es sehr! Es wäre doch zu schade so viel Zeit mit der Musik eines Menschen zu verbringen und danach rauszufinden, dass man sich nicht mag! Das wäre eine riesige Enttäuschung!


Die Études sind im Laufe von mehr als 17 Jahren entstanden. Inwiefern lässt sich darin eine Entwicklung feststellen? In den 18 Etüden stellt sich Ligeti sämtlichen kompositorischen Fragen, denen er sich über viele Jahre gestellt hat. Die Herangehensweise, seine Perspektiven haben sich geändert. Jeder entwickelt sich in 17 Jahren weiter. Man hat mehr Lebenserfahrung, hat vieles entdeckt und kennengelernt. Das prägt! Trotzdem kann man auch eine Art Komplexitätsbogen feststellen. Im 2. Buch wird die Musik immer komplexer, virtuoser. Die kompositorische Idee wird jeder technischen Herausforderung übergestellt. Im letzten Buch, geht es dann weniger komplex zu. Vielleicht hatte er zu diesem Zeitpunkt alle Wege erkundet und wurde dementsprechend ‘sanfter’…


Eine von Ligetis Inspirationsquellen war die Volksmusik, insbesondere die afrikanische. Wie nahe liegt Ihnen selbst diese Art der Musik? Eigentlich überhaupt nicht! Komischerweise haben mich aber immer Komponisten interessiert, die selbst sehr an Volksmusik interessiert waren. Ich denke, dass die Volksmusik eine ganz besondere Färbung in der Musik dieser Komponisten gibt. Volksmusik ist geprägt von mündlicher Tradition und immer mit der Entwicklung einer Gesellschaft gekoppelt. Sie wird nicht durch Musiktheorie regiert. Der Einfluss der Volksmusik ermöglicht den Komponisten eine Art Fluchtweg aus der Musiktheorie. Es eröffnet andere Wege und befreit von musiktheoretischen Fesseln.


Ligeti schaffe mit seiner Musik ein poetisches Universum, schreiben Sie im Booklet. Welche Bilder entstehen vor Ihrem geistigen Auge, wenn Sie seine Musik spielen? Ich sehe eigentlich keine Bilder vor meinem geistigen Auge, sondern Farben und rieche sogar Düfte. Die Titel der Etüden verhelfen mir auch sehr dazu. Sie laden zum Reisen ein!


Was war und ist für Sie die Schwierigkeit beim Einstudieren der Études? Die Komplexität und die nicht traditionelle formale Herangehensweise vernichten jede Form von Automatismen, die man beim Klavierspiel gelernt hat. Trotzdem soll die technische Schwierigkeit mein Spiel nicht regieren! D.h. wenn ich diese Musik spiele, soll der Hörer von der Musik fasziniert sein, nicht von seiner Komplexität!


Sie bieten gerne außergewöhnliche Konzertformate an. Auf was darf sich Ihr Publikum in der nächsten Zeit freuen? Covid-Check sei Dank können wir wieder Yoga & Music- Formate anbieten. Es fasziniert mich immer wieder, wie aufnahmefähig das Publikum nach dem Meditieren ist!



bottom of page