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  • Hans-Dieter Grünefeld

"Ursula Sarnthein mit ihren vielstimmigen Bratschen-Monologen zu hören, ist pures Vergnügen"


Solo firmiert nur bedingt als Solipsismus. Insofern fühlt sich Ursula Sarnthein, Bratschistin im Tonhalle-Orchester Zürich, stets "Nicht ganz allein", sondern sowohl in dialogischer Resonanz zu sich selbst als auch zum Publikum. Und insofern ist ihr Rezital eine kleine, dennoch Jahrhunderte umspannende Typologie entsprechender Werke. Auch adaptierter wie die Barock-Passacaglia g-Moll von Biber, deren lyrischer Multiphonics und markante Stimmungswechsel gewissen Swing haben. Anders die knisternden Timbres der Chaconne von Bach, die Ursula Sarnthein entschlossen aus fast verzweifeltem zu freiem Duktus in lässigen Arpeggien herausführt. Diesen doppelten historischen Signal folgen Folklore-Idiome: aus Dänemark rustikale Tänze, später Alpen-Jodler, eine moderne Polka, eine flimmernde rumänisabeth Harringer an zweiter Viola. Ausserdem ein asymmetrischer polnischer "Tanz" von Penderecki, die übermütigen klassischen "Variazioni" von Hoffmeister und schliesslich vom Schweizer Armin Schibler ein "Kleines Konzert für die Bratsche allein", dessen elegische Modi im tiefen Register über gedämpfte Passagen zu einem robusten Crescendo gelangen. Ursula Sarnthein mit ihren vielstimmigen Bratschen-Monologen zu hören, ist pures Vergnügen."

Musik & Theater Jan/Feb 2022



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