Von Linien und Landschaften
- Kulturabdruck
- 24. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Laura Zarina gilt als eine der gefragtesten lettischen Geigerinnen und nutzt ihren Bekanntheitsgrad immer wieder, um Werke ihrer Landsleute aufzuführen oder einzuspielen. Auf dem neuesten Album „Echoes of Latvia“ stellt sie mit der Pianistin Agnese Eglina nun gleich elf beziehungsreiche Arbeiten lettischer Komponistinnen vor.
"Fünf stammen aus der Feder von Lucija Garuta (1902-77), die als Nestorin der neueren lettischen Musikgeschichte gelten kann. Ihre stimmungsvollen, nicht selten schwermütigen und doch eminent vitalen Kompositionen, die Zariņa und Egliņa mit großem Feingefühl und perfektem Timing zum Klingen bringen, stammen aus den Jahren 1923 bis 49 und bewegen sich noch in den Randbereichen der Spätromantik.
Taktweise kehren auch andere Stücke dorthin zurück, doch Renate Stivriņa, Anna Veismane, Ruta Paidere, Sabine Kezbere, Dace Aperane und Selga Mence setzen hörbar andere Akzente. Ihr Interesse gilt der Erkundung neuer, individueller Formen und Ausdrucksmöglichkeiten, auch wenn die musikalische Sprache durchweg verständlich und nachvollziehbar bleibt. Ruta Paidere beschreibt ihr von Bildern der deutsch-venezuelischen Malerin Gertrud Louise Goldschmidt inspiriertes Stück „Lines. Points of Intersections“ aus dem Jahr 2014 als „Klanggebilde (…), das aus hunderten von feinen und elastischen Metalllinien besteht, die auf eine mysteriöse Art und Weise im Raum sichtbar werden.“
Vielfältige Verbindungslinien wandern auch zwischen den Kompositionen hin und her. Sie ergeben sich weniger aus der allen Künstlerinnen gemeinsamen Staatsbürgerschaft als vielmehr durch die einigende Liebe zur lettischen Landschaft, Geschichte und Poesie, zur musikalischen Tradition und Gegenwart – oder, ganz ins Weite gesprochen, zum „Leben zwischen See und Meer“. Mit diesen hymnischen Worten des Dichters Olafs Gütmanis betitelte Selga Mences ihr 2024 entstandenes Auftragswerk für Laura Zarina.
Die Violinistin gab neben der Beschwörung von Mences Heimatstadt Liepaja zwei weitere, ebenfalls 2024 fertiggestellte Kompositionen in Auftrag: Renate Stivrinas in kosmische Weiten schwingendes Duo „Waves come and waves go …“ und Sabine Kezberes farbintensives Stück „A different voice“, das auf ein Gedicht von Jana Egle verweist. Sie machen Laura Zarinas „Dialog zwischen zwei Epochen“ besonders überzeugend: „Wie in der Musik so auch im Leben“, schreibt die Solistin, „tragen wir die Prägungen und sind zugleich die Fortsetzung.“"

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