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  • Alain Steffen

« Durch Schubladendenken entsteht ein großes, schwarzes Loch »

Die Flötistin Kathrin Christians im pizzicato-Interview mit Alain Steffen Frau Christians, Ihre erste CD mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter Ruben Gazarian überrascht mit einem sehr ungewöhnlichen Programm. Dort gibt es Werke von Jindrich Feld, Mikis Theodorakis und Mieczyslaw Weinberg zu entdecken

Wie kam es zu dieser Werkzusammenstellung? Ich bin von Natur aus ein neugieriger Mensch und liebe das seltene Repertoire. Es gibt so viel gute Musik, die vergessen oder aus irgendwelchen Gründen nicht gespielt wird. Bei meinen Recherchen bin ich dann auf diese Werke hier gestoßen, obwohl ich das Konzert für Flöte und Orchester von Feld bereits vor sieben Jahren kennengelernt und erarbeitet habe. Ich denke, was die drei hier eingespielten Werke verbindet, oder vielmehr die Komponisten, das ist ein gewisser politischer Kontext. Alle waren oder sind sie politisch involviert und haben aufgrund ihrer Geburtsjahre zur gleichen Zeit Dinge erlebt, die niemand erleben sollte. Feld war beispielweise Stasi-Mitglied, Weinberg wurde verfolgt und war im Konzentrationslager, genauso wie Mikis Theodorakis, der darüber hinaus auch heute noch politisch sehr engagiert ist. Mich hat besonders das Konzert von Feld begeistert, was tatsächlich ungemein starke Musik ist. Und vieles erinnert mich dabei an Brahms. Das Problem mit Jindrich Feld ist, dass eigentlich sehr wenig über ihn bekannt ist. Für mich sind der historische Hintergrund und auch der Inhalt der Werke immer sehr wichtig, bei Feld hat man allerdings sehr wenige Hintergrundinformationen. Da muss ich mich dem Werk dann sehr von der musikalischen und nicht von der intellektuellen Ebene her nähern. Felds Schaffen kann man in drei große Perioden einteilen. Das Frühwerk der Fünfzigerjahre mit einem sehr expressiven Ton. Aus dieser Zeit stammt auch das Flötenkonzert. Dann gab es bei ihm in den Sechzigerjahren einen sehr modernen Kompositionsstil und in den Siebzigern kann man die Musik eines sowohl kompositionstechnisch, wie auch expressiv sehr gereiften Komponisten erkennen. Mir war es jedenfalls sehr wichtig, gerade dieses wunderbare Konzert mit seinen herrlichen Dialogen dem Hörer zugänglich zu machen. Denn ich bin der Meinung, dass dieses Werk das Potenzial hat, viel öfter aufgeführt zu werden.


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