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  • Werner Theurich, Spiegel online

"Purer Brahms"

"Leise, einfach, aber nicht schlicht: Johannes Brahms' späte Kammermusikwerke faszinieren mit einem dichten Geflecht aus schwebenden Melodien und klanggewordener Melancholie. (...) Dass sowohl der Klarinettist Nikolai Pfeffer wie auch sein Partner am Klavier Felix Wahl Musikdozenten sind, mag man bei ihrem forschen Zugriff kaum glauben. Ihre Darstellung der beiden Kompositionen op. 120 klingt ganz und gar nicht akademisch trocken, eher spätromantisch beseelt, und sie erzählen musikalisch eloquent. (...) Hier überzeugt die Interpretation auf Anhieb: Pfeffers klarer, selbstbewusster Ton entlockt dem nachdenklichen Duktus des f-moll-Werkes ebenso viel Kraftlinien wie dem optimistischen Schwung des kontrastierenden Duetts in Es-Dur. Erwartbar deutlich wirkt der Dur/moll-Gegensatz der beiden Spätwerke. Die f-moll-Sonate lotet in vier unterschiedlich komponierten Sätzen eine enorme emotionale Bandbreite aus. Nach einer düster-verhaltenen Einleitung schwingt sich die Klarinette, getragen vom kraftvoll auftrumpfenden Klavier, zu wilder Hoffnung auf. Doch es geht durch das Raue nicht wirklich zum Licht. Purer Brahms eben. Selbst das tänzerische, beschwingtere Allegretto des dritten Satzen verweht die nebligen Spuren nicht ganz, lediglich im flotten Vivace des Finales blitzen ein paar schüchterne Sonnenstrahlen auf. Die setzen sich langsam, aber sicher in dem dreisätzigen Duett Es-Dur durch, das von Felix Wahls vielfarbig durchgestaltetem Pianospiel eben wie von Nicolai Pfeffers schillernder Klarinette geprägt ist. Man würde den hoch virtuosen Bläser gern einmal in einem Jazz-Kontext hören."


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