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  • Verena Düren, Klassik heutea

"gleich mehrere Geheimtipps, die man mit dieser Aufnahme entdecken kann"

"Élodie Vignon zäumt das Pferd zeitlich gesehen von hinten auf und beginnt eindringlich mit Ledoux‘ neuem Werk, das sie für diese Aufnahme in Auftrag bei ihm bestellt und er ihr auf den Leib geschrieben hat. Hier erweist sich die Pianistin als ausgesprochen mutig im Konzept der CD und zugleich als ausgezeichnete Interpretin zeitgenössischer Musik. Die Werke von Henri Dutilleux, die sich von der Tradition Claude Debussys, Maurice Ravels und Albert Roussels her entwickeln, sind hierzulande eher weniger bekannt. Eigentlich bedauerlich, wie man bei Vignons Einspielung feststellen muss. Auch bei den beiden Beiträgen aus seiner Feder wählt sie den umgekehrten Weg und beginnt mit Dutilleux‘ „Trois préludes“, die zu verschiedenen Zeitpunkten entstanden und erst 1994 als Sammlung herausgegeben wurden. Sie zeigen seine Entwicklung sowie seine bewusste Distanz zum eher unterhaltsamen Charme der französischen Musik in der späteren Phase seines Schaffens. Voller Spannung und dennoch großer Ruhe steigt Vignon mit „D’ombre et de silence“ ein, immer glasklar und sehr bewusst im Anschlag. Kontrastreich gelingt ihr auch das zweite Prélude, das immer wieder zum Anfangs-Akkord zurückkehrt sowie das ebenso kontrastreiche dritte Prélude. Nachdem Dutilleux hier stark nach Neutöner klingt, macht Vignon bei ihrer Aufnahme mit der abschließenden Klaviersonate einen zeitlichen und stilistischen Rückschritt. In der zwischen 1946 und 1948 entstandenen Klaviersonate des Komponisten werden die Bezüge zu den Vorgängern eher deutlich und hörbar. Vignon spielt das komplexe Werk mit großer Virtuosität und technischer Perfektion, ebenso mit großem Verständnis für Dutilleux‘ epochenüberschreitende Klangsprache. Somit sind es gleich mehrere Geheimtipps, die man mit dieser Aufnahme entdecken kann."

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