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10-10-10 Klassik heute-Empfehlung und CD der Woche

  • Norbert Florian Schuck, Klassik heute
  • 27. Juli 2018
  • 2 Min. Lesezeit

"Er ( Anmerk. Slava Cernavca) nimmt sich in der Gestaltung seiner Stimme einige künstlerische Freiheiten heraus, indem er des öfteren Glissandi anbringt und das Instrument an ausgewählten Spitzentönen charakteristisch jaulen lässt. Auch der betont trockene Anschlag seiner Partnerin trägt zur idiomatischen Wirkung ihrer Interpretation bei, die im übrigen höchst diszipliniert ist. Beide sind sich offenbar wohl bewusst, was sie vor sich haben: eine stilisierte klassische Sonate. Ihr sicherer Geschmack zeigt sich auch bei der Darbietung der folgenden Werke. Wie Schulhoff hat Francis Poulenc, der zur gleichen Zeit seinen Stil fand, der Unterhaltungsmusik der 20er Jahre wichtige Anregungen zu verdanken. Seine Klarinettensonate nimmt jedoch, anders als das Werk seines Generationsgenossen, nicht demonstrativ auf Jazzvokabular Bezug, mag dieses auch in Harmonik und Rhythmik zuweilen unterschwellig spürbar sein. Die Cernavcas versuchen auch nicht, mehr davon in das Stück hineintragen. Man merkt dies vor allem im Klavier. Der Secco-Ton, den Zoryana Tkachyk-Cernavca in der Schulhoff-Sonate konsequent aufrecht erhalten hat, weicht hier einer flüssigen Brillanz mit dezenterem Anschlag. Die plötzlichen Umschwünge, mit denen Poulenc im Laufe des Werkes immer wieder überrascht, werden von beiden kontrastreich herausgearbeitet. Im Gegensatz zu der vergleichsweise ernsten Sonate Poulencs, die erst im Finale zu einem unbeschwerten Tonfall findet, dominieren in der Sonatine des eine Generation jüngeren Malcolm Arnold von Anfang an Heiterkeit und Witz. Auch hört man hier den Jazz-Einschlag wieder etwas stärker. In der Interpretation schlägt sich dies insofern nieder, als dass die Musiker hier einen Mittelweg zwischen den bei Schulhoff und Poulenc präsentierten Ansätzen wählen und Jazziges, wo es hervortritt, als solches deutlich machen. Die makellose Interaktion von Klarinettist und Pianistin und die Wandlungsfähigkeit beider kommt diesem knappen und abwechslungsreichen Stück ebenso zugute, wie den anderen Werken der Aufnahme. Mit Schulhoffs Fox-Song Susi geht das Programm nach nur 44 Minuten zu Ende. Gern hätte ich dem Duo Cernavca noch länger zugehört."


 
 
 
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