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  • Attila Csampai

"eine starke Dosis echter Seelennahrung"

"Jetzt hat sich der 37-jährige Wahl-Hamburger Bachs bedeutendsten Variationen-Zyklus, die späten "Goldberg"-Varationen, vorgenommen, und da wieder eine glasklare, prägnant durchgezeichnete, und vor allem choreografisch-beschwingte Interpretation abgeliefert, die sich spieltechnisch und intellektuell durchaus auf Augenhöhe mit Glenn Goulds unsterblichen Referenzen bewegt. Wie jener Bach-Rebell, betreibt auch Simonian keine nebulose Einschlafhilfe, sondern versteht sie als hochkomplexe, genialische Studien zur musikalischen Logik, als ein dem Leben zugewandtes Werk der Aufklärung, und so spürt man in jedem Takt seines 80-minütigen Abenteuers eine tiefe Spielfreude und das Bestreben, den Hörer auch emotional einzubinden in dieses auch rhythmisch so zwingende, geradezu groovende kontrapunktische Labyrinth. Am meisten beeindruckt Simonians völlig unabhängige polyphone Stimmführung, die jeder Einzelstimme rhythmische Kontur, rhetorische Kraft, Charakter verleiht, sodass der ganze Zyklus von innen mit neuer Lebensenergie aufgeladen wird und diese dann auch auf den Zuhörer überträgt: eine starke Dosis echter Seelennahrung."

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