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  • Thomas Baack, Klassik Heute

"Ein echter Leckerbissen"

"Alle diese kleinen Kostbarkeiten sind – schaut man in den Notentext – mittelschwer, erfordern aber ein erhebliches Maß an Anschlagskultur, Pedalkunst – über die Granados auch eine Abhandlung verfasste – und Klangfantasie, um sie wirklich zum Blühen zu bringen. Nicht alle sind im spanisch-folkloristischen Idiom gehalten. Vielmehr lassen sie bisweilen an Schumann, Grieg, Fauré, die Impressionisten oder den mondänen Pariser Salonstil denken. Einzig das Allegro de concierto wagt sich in die hochvirtuosen Sphären Lisztscher Pianistik. Referenz für die Musik der spanischen Spätromantik ist immer noch Alicia de Larrocha, die diese Werke mit dem Granados-Schüler Frank Marshall, dem Direktor der vom Komponisten begründeten Académia Granados-Marshall, einst erarbeitete. Myriam Barbaux-Cohen spielt ihre Werkauswahl auf einem Bechstein D-282 ungemein klangschön, mit satter, dunkel-warmer Farbgebung und souveräner Abtönung polyphoner Stimmen im häufig vollgriffigen Klaviersatz. Larrocha agiert vergleichsweise kühler, zeichnerischer und wählt meist um 10 Prozent schnellere Tempi. Das „genüssliche Aussingen“ von Barbaux-Cohen hat jedoch sinnlicheren Reiz und demonstriert überzeugend, dass die Pianistin sich hier eigene Gedanken zur Interpretation gemacht hat. (...) Die Aufnahmetechnik fängt den im Vergleich zu den „stählernen“ Steinways mehr „nach Holz“ klingenden Bechstein optimal räumlich und mit großer Bandbreite der Dynamik ein. Ein echter Leckerbissen für Hi-Fi-Fans. (...) Fazit: Interessante, wenig bekannte Musik eines bedeutenden Spätromantikers, die – zumal in dieser weitgehend überzeugenden Interpretation und wegen des apart klingenden Flügels – jeder Klavierfan gehört haben sollte. Freunde exzellenter Aufnahmetechnik kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Durchaus auch als originelles Geschenk geeignet."

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