"Beethoven ist der musikalische Jubilar dieses Jahres, in dem seinem 250. Geburtstag gefeiert wird. Die Veröffentlichungsflut steigt. Wie nähert sich eine profilierte Interpretin, die sogar an Beethovens Wirkungsstätte lebt, diesem Thema? Die Wiener Pianistin Dorothy Khadem-Missagh hebt gerade mit dem Beethovenfrühling ein neues Festival aus der Taufe. Auf ihrer neuen CD zum Thema geht sie einen respektvoll-ehrlichen Weg getreu dem Grundsatz: Wer wirklich in die Musik eindringt, sollte alle persönlichen Manieriertheiten hinter sich lassen. Dorothy Khadem-Missagh nimmt sich zwei vielgespielte Werken aus Beethovens „ewigen“ Sonatenzyklus an: Der Sonate op. 13 Pathetique sowie der Sonate op. 81a, der später der Titel Les Adieu gegegeben wurde. Ihr Spiel leistet sich neugierige eigene Wege voller Respekt. Das heißt zum Beispiel, dass sie im ersten Satz des op. 13 die Agogik gefühlvoll ausmalt, ohne etwas verbiegen zu wollen, dass sie einfühlsam im Moment verweilt und Phrasen zu Ende denkt, so dass ein abgerundetes Ganzes und nie ein zerrissener Kosmos entstehtt. Wie sie es aus Momenten der Ruhe plötzlich aufbrausen lässt, das legt im Spiel der Wienerin aber auch viel freudvolle Emotion und Freiheitsdrang im Beethovenschen Sinne offen. Dennoch bleibt sie letztlich immer behutsam im Durchmessen dieser einzigartigen Tongebäude. Denn gerade dadurch werden Schlüsselstellen wie etwa der Dur-Moll-Wechsel im Seitenthema des Adagios umso eindringlicher empfunden. (...): Gut gewählt ist hier das Kontrastprogramm: Beethoven als unerschöpflicher Meister der Variation legt hier den roten Teppich für Dorothy Khadem-Missaghs Spiellust aus. Mit gravitätischer Schwere bekommt das Ausgangsthema gebührendes Gewicht, dann entfalten sich facettenreiche Klangszenarien – mal in präzise-hämmerndem Stakkato, dann in elegischem Gesang und in überzeugend kontrastierten Wechselbädern voll expressiver Ausdruckskraft bei klar definierter formaler Stringenz. (...) In dieser Hinsicht antwortet Dorothy Khadem-Missaghs neue CD mit einer Überraschung: Zum ersten Mal aufgenommen wurde eine betörtend liedhafte Fantasie über ein russisches Thema aus der Feder eines heute weitgehend unbekannten Zeitgenossen namens Karl Traugott Zeuner (1775-1841). Viel unaufgeregte Spielfreude lässt die Wiener Pianistin in diesem melodientrunkenen Kleinod aufleben – welches im Kern ja auch ein feingewebtes Variationenwerk ist! Bemerkenswert darüber hinaus ist die vom ersten bis zum letzten Ton dieser Einspielung realisierte klangliche Wärme und Brillanz auf dem Bösendorfer-Flügel. Die vorbildliche Aufnahmetechnik ist ein zusätzliches Plus der Aufnahme."