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Jan Kampmeier, Klassik.com

Vollendet austarierter Anschlag

"Der Klaviergott Sergej Rachmaninow hat sich etwas zurückgehalten, was die vierhändige Literatur angeht. Zwei sehr unterschiedliche Suiten für zwei Klaviere gibt es da, von denen die erste einigermaßen vernachlässigt wird, während die zweite deutlich bekannter ist. Mit beiden Suiten wäre eine CD noch nicht ganz voll. Dennoch haben Aglika Genova und Liuben Dimitrov nun eine Doppel-CD mit Werken Rachmaninows für Klavierduo herausgebracht. Tatsächlich gibt es noch einige wenig bekannte Stücke, nämlich die etwa zehnminütige 'Russische Rhapsodie', ferner sechs 'Morceaux' op. 11 sowie zwei ganz kleine Miniaturen, und auch die 'Symphonische Tänze' werden manchmal auf zwei Klavieren gespielt, die Bearbeitung eines Orchesterwerks also. Und Bearbeitungen gibt es auch von der Symphonischen Dichtung 'Der Fels' und vom 'Capriccio bohémien', außerdem wurde das berühmte Prélude cis-Moll auf vier Hände erweitert. Tatsächlich handelt es sich somit etwa bei der Hälfte aller Werke um Bearbeitungen, die Rachmaninow selbst angefertigt hat. Das Klavierduo Genova & Dimitrov erreicht wie immer in der Gestaltung höchste Eleganz und im Zusammenspiel eine absolut erstaunliche Perfektion. Das liegt vor allem am vollendet austarierten Anschlag des Duos, das sich eher wie ein Pianist mit vier Händen anhört. Auffällig ist außerdem der bei Bedarf zwar voluminöse, aber dabei niemals harte Klang. Dazu gehört die Vermeidung dynamischer Extreme, Kontraste werden eher moderat umgesetzt. Folglich wirkt die neue Aufnahme besonders überzeugend, wo subtiler Klangzauber gefragt ist, zum Beispiel in der 'Romanze' der zweiten Suite. Wer brillanten Tastenzauber bevorzugt, wird sich am virtuosen Spiel des Duos etwa am Ende des 'Capriccio bohémien' erfreuen, und selbst eine Miniatur wie die nicht einmal zwei Minuten langen 'Polka italienne', der keine Opuszahl vergönnt wurde, gelingt den Interpreten umwerfend schwungvoll. Die 'Morceaux' bezeichnet Eckhardt van den Hoogen in seinem im Beiheft mitgelieferten Rachmaninow-Roman geringschätzig als ‚Modeartikel‘, und tatsächlich stoßen die sechs Stücke normalerweise auf vergleichsweise wenig Interesse, mit Ausnahme des Walzers vielleicht. Das mag daran liegen, dass sie irgendwie unfertig wirken, eher wie rohe Skizzen, die noch einer gründlichen Überarbeitung bedürften. Das allerdings kann auch seinen besonderen Reiz haben, etwa wenn die zahlreichen Tempowechsel nicht kaschiert oder relativiert werden, sondern wie hier häufig recht hart umgesetzt werden. Klanglich und technisch werden allerdings auch diese ungeschliffenen Juwelen vom Klavierduo Genova & Dimitrov auf Hochglanz poliert."


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