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  • Remy Franck, pizzicato

Originelles Konzept, herausragende Interpretationen

"Cyprien Katsaris ist immer darauf aus, originelle Programme zu spielen, und so war zu erwarten, dass er zum Beethoven-Jahr einen höchst originellen Beitrag leisten würde. Auf 6 CDs spielt er 41 Werke in chronologischer Reihenfolge, von den Dressler-Variationen des 11-Jährigen bis zum Musikalischen Scherz von 1826. Neben acht Sonaten, darunter die Mondscheinsonate, Der Sturm, Appassionata, A Thérèse und Op. 111, gibt es eine ganze Reihe an Transkriptionen von Sätzen aus Kammermusikwerken von Beethoven selber, von Carl Czerny, Anton Diabelli, Modest Mussorgsky, Richard Wagner, Louis Winkler, Camille Saint-Saëns und Franz Liszt. Der 69-jährige Katsaris braucht niemandem mehr etwas zu beweisen. Er stellt sein großes Talent und seine Autorität mit Interpretationen unter Beweis, die zwar sehr persönlich sind, aber nie überzogen, recherchiert oder gar manieriert. Ob in den Transkriptionen oder in den Sonaten, seine Ansichten sind bewundernswert solide ausgearbeitet und schlüssig. In den Bearbeitungen gelingt es Katsaris, die Musik aufzuwerten und sie originell werden zu lassen. Sein Spiel ist nie übermäßig laut, nie rasant um des Schnelligkeitseffekts wegen und über die sechs Schallplatten hinweg sehr differenziert, immer spontan und entsprechend attraktiv. Da kommt keine Müdigkeit auf, es gibt keinerlei Flachheit, weil der flexible Vortrag mit Nuancen, Kontrasten, viel artikulatorischem Feingefühl und einem genuinen architektonischen Gespür unbestreitbar spannend ist, manchmal auch mit phänomenaler Virtuosität und fein regulierter Fingerakrobatik gewürzt, deren musikalische Qualität mit einer nie nachlassenden Natürlichkeit verbunden ist. Für die gestochen scharfe Pianistik sind die 32 Variationen ein gutes Beispiel. Und wenn in diesen Variationen die Virtuosität fasziniert, dann tut das im von Richard Wagner transkribierten Adagio aus der Neunten Symphonie die bewegende Noblesse. Die Sonaten sind in ihren eloquenten Interpretationen nicht weniger gelungen. Katsaris’ dynamische Abstufungen und das viril drängende Finale in der Mondscheinsonate sind ebenso bemerkenswert wie die Rhetorik der Sturm-Sonate, die Kohärenz der Appassionata oder die rundum überzeugende Dramaturgie im Opus 111."


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