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  • Thomas Rothschild, Faust-Kultur

"anregend und intelligent"

"Auf diesem Label wurde auch eine CD der Pianistin Alexandra Sostmann veröffentlicht, die Stücke der Renaissance- und Barockkomponisten Bach, Byrd und Gibbons mit zeitgenössischer Musik kombiniert, und zwar nicht chronologisch, sondern im Wechselschritt. Auf Johann Sebastian Bachs dreistimmiges Ricercar, mit dem sein „Musikalisches Opfer“ eröffnet wird, folgen zwei Kompositionen zum Stichwort „Gebet“, von zwei Briten, dem 1952 geborenen Oliver Knussen und dem 1944 geborenen John Tavener, die, obwohl ihre Schöpfer fast Zeitgenossen sind, musikalisch Welten auseinander liegen. Weiter geht es mit einem Landsmann der beiden, der allerdings 400 Jahre zuvor gelebt hat, mit William Byrd und, ganz ungeistlich, mit Tänzen, einer Pavane und einer Galliarde. Alexandra Sostmann lässt hier das Klavier fast wie ein Cembalo klingen. Die daran anschließende Ersteinspielung von Markus Horn, Jahrgang 1972, knüpft ausdrücklich an Byrd an. Danach erklingt ein kurzes Stück von John Tavener mit dem witzigen Titel „In memory of my two cats“. Im Gegensatz zum hymnisch getragenen „Lord‘s Prayer“, dem „Vaterunser“, hat diese schlichte Etüde im Miniformat den Charakter eines Kinderlieds. Nach „China Gates“, einem für die Minimal Music charakteristischen Werk von John Adams, dem Komponisten der erfolgreichen Opern „Nixon in China“, „The Death of Klinghoffer“ und „Doctor Atomic“, spielt Alexandra Sostmann eine weitere Pavane mit Galliarde, diesmal von Orlando Gibbons. Und einmal mehr klingt Sostmanns Steinway, als würden die Saiten gezupft und nicht mit Hämmerchen angeschlagen. Danach kommt eine dritte Komposition von John Tavener und eine Erstaufnahme eines vierteiligen Stücks des in Hamburg lehrenden Chinesen Xiaoyong Chen, ehe der Bogen des Konzeptalbums mit dem sechsstimmigen Ricercar aus dem „Musikalischen Opfer“ geschlossen wird. Bei Xiaoyong Chen wird das Klavier übrigens, im Kontrast zu den Aufnahmen alter Musik, zu einem Perkussionsinstrument, dem die Pianistin erstaunliche klangliche Varianten entlockt. So anregend und intelligent die Zusammenstellung von Alexandra Sostmanns CD ist, regt sich nach deren Ende doch der Wunsch, das komplette „Musikalische Opfer“ mit dieser Pianistin zu hören." Zur CD-Besprechung

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