Schon im Barock bildeten Werke für zwei Streicher allein eher die Ausnahme, und man komponierte lieber Triosonaten mit zusätzlichem basso continuo, selbst wenn diesem praktisch nur reine Begleitung zukam. (...) Hier stimmt einfach alles: Totale Frische des Ausdrucks; wirklich keine Sekunde, die lediglich routiniert erscheint – wobei Technik und herausragende Intonation von geradezu selbstverständlicher Perfektion sind. Ebenso fasziniert die Homogenität des Klanges, vor allem auch an Stellen, wo beide Instrumente Doppelgriffe spielen müssen. Neben offensichtlicher Spielfreude speziell an den in allen vier Werken präsenten Volksmusikeinflüssen erkennt man aber, dass gleichzeitig immer in eine musikalische Tiefe vorgedrungen wird, die bei dieser Besetzung fast nie zu hören ist. Jedes Detail, sei es kompositorisch-struktureller Natur oder ein besonderes Klangphänomen, wird klar herausgearbeitet. Die Dynamik ist in einem Maße differenziert, die den Hörer in ständiger Aufmerksamkeit hält. Dabei bleibt die Agogik immer natürlich, bei beiden Spielern in symbiotischer Einigkeit. Die vielfältigen Charaktere der Musik scheinen sich so quasi spontan Ausdruck zu verleihen – stets mit großer Intensität und instrumentaler Schönheit. Insbesondere die beiden Griechen, Iannis Xenakis und der hochbedeutende Schönberg-Schüler Nikos Skalkottas (1904-1949), werden in einer Pracht dargeboten, die man bei diesen als eher verkopft geltenden Komponisten kaum erwartet. Gerade rhythmisch sind die vorgestellten Werke echte Glanzleistungen. So kommt Xenakis‘ Dhipli Zyia (1951) mit einer Verve daher, die tatsächlich noch folkloristischen Einflüssen traut – wenige Jahre später beim immer hochmathematisch arbeitenden Serialisten undenkbar. Trotzdem gibt es bereits die ungezügelte Aggressivität, die für Xenakis typisch bleiben wird. Dies ist auf dieser CD aber lediglich die Visitenkarte. Höhepunkt ist sicher Skalkottas‘ spätes Duo von 1947, in dem eine ganz besondere Synthese von tonalen Zentren und hintergründig zwölftöniger Konstruktion gelingt – mit einer erstaunlich breiten Ausdruckspalette. Man merkt, wie sehr dieses unnachahmliche Stück den beiden Interpreten am Herzen liegt. Nachdem schon die Ersteinspielung auf BIS zu Recht begeistern konnte, darf man hier getrost von einer Referenzaufnahme sprechen. Zoltán Kodály schrieb zu Beginn des Ersten Weltkriegs gleich zwei große Werke für Violine bzw. Cello, die aufgrund ihrer Länge im Konzertsaal nicht oft zu hören sind. Neben der beeindruckenden Sonate op. 8 für Violoncello solo erweist sich allerdings das hier vorgestellte Duo op. 7 (1914) als das im Konzertsaal vielleicht sogar wirkungsvollere Stück. Kodály, der ja zusammen mit Bartók ausgiebig Volksmusik des Balkans erforschte, schafft es perfekt, traditionelle Elemente in ein dann doch äußerst elaboriertes, abwechslungsreiches und anspruchsvolles Werk zu integrieren. Hunter und Kadesha legen hier eine abermals konkurrenzlos hinreißende Aufführung hin. Honeggers knappe Sonatine beginnt – im Kontext seiner anderen Kammermusikwerke – eher verhalten, dafür verströmen die ersten zwei Sätze umso mehr Innigkeit. Nur im Finale findet sich die bekannte Mixtur aus Eleganz und Witz. Doch dieser Spagat wird von unserem Duo genauso gemeistert. Da die Aufnahmetechnik und das auf nette Weise persönlich gehaltene Booklet in gleicher Weise keine Wünsche offenlassen, darf man diese besondere Veröffentlichung allen Kammermusikfreunden ans Herz legen."