Das Gefühl der Verbannung ohne Rückkehr-Option hat Erich Wolfgang Korngold wohl stark belastet. Nach seiner Emigration von Wien nach Hollywood konnte er dort periodisch Ausgleich finden, indem er Kammermusik komponierte. So das dritte Streichquartett (1944/45), bei dem das Hegel Quartet Ambivalenzen durch flimmernde Timbres, ängstliche Rhetorik und fragmentierte Phrasen grotesk im Allegro darstellt(...)
Im Unterschied zu Fritz Kreisler, der seine Traumata im Streichquartett a-Moll als Kaffeehausreigen hyperkompensierte. Und zwar in der Fantasia alternierend zwischen dissonaten Auftakten und schmeichelnden Motiven, polyfonen Konflikten und Dolce-Sehnsucht. Ein Galopp-Scherzo, eine harmonisch pikante Romanze mit ironischen Glissandi und ein heiterer Final-Tanz spotten geradezu seiner Erlebnisse. Das Hegel Quartet erinnert daran, wie existenzielle Krisen aus dem Zeitdunkel quasi durch musikalische Therapie beruhigt werden.
Musik & Theater 06/07 2022
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