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  • Reinmar Wagner, Aargauer Zeitung

Der Blockflöten-Rebell Isaac Makhdoomi ruft mit seinem neuen Album zum Vivaldi-Höhenflug

"Auf seiner Vivaldi-CD zwitschert und trillert es, dass es eine wahre Freude ist.

Drei der fünf Concerti des venezianischen Barockmeisters spielt Makhdoomi auf der kleinen Sopranino-Blockflöte, zwei auf der grösseren Schwester, der Altblockflöte. Ein bisschen hat er dabei auch geklaut, nur drei davon hat Vivaldi explizit seinem Instrument zugedacht, zwei Konzerte entstanden für die Traversflöte: «Il Gardellino», der übermütig trillernde Distelfink, und «La Notte», die spukhafte Geisterstunde in einem venezianischen Palazzo. Die Barockzeit hat solche Besetzungsfragen aber sehr offen gesehen, und wenn man diesem Virtuosen zuhört, spielt es überhaupt keine Rolle, ob Vivaldi beim Komponieren nun wirklich an die Blockflöte gedacht hat: Makhdoomi spielt jeden Ton so, dass man sofort überzeugt ist, dass es genau so und nicht anders klingen soll.

Zwei Fähigkeiten zeichnen ihn dabei besonders aus: Zum einen ist es seine fingerflinke Virtuosität, die gerade auf dem kleinen Instrument zu teilweise schier irrwitzig schnellen Skalen und Koloraturen führt. Zum anderen aber ist Makhdoomi, ausgebildet unter anderem beim bekanntesten Schweizer Blockflötisten Maurice Steger, ein ausdrucksvoller Musiker, der sich ständig reizvolle Freiheiten herausnimmt und der die melodischen Phrasen nicht nur berührend singen kann, sondern der auch das bei Vivaldi oft stabile Gerüst der Begleitung als Trampolin für ganz eigene rhythmische Akzente und Kontraste nimmt. Und diese musikalische Freiheit überträgt sich auch auf die Begleitband «Ensemble Piccante», die Makhdoomi 2018 mit Studienkollegen aus dem Umfeld des historisch informierten Instrumentalspiel gegründet hat.

Der Solist selbst zieht alle Register, gibt sich als kapriziöse Operndiva, spielt den Barockrebellen, zeigt immer wieder mit Witz und Charisma, dass man spielen und jonglieren darf mit dieser Musik, demonstriert mit seinen Kollegen, dass die Freiheiten von Jazz und Improvisation mühelos auch hier ausgelebt werden können. Der Virtuosität der Concerti setzt er lyrische Ruhepunkte zur Seite: Das Andante aus dem «Winter» der «Quattro Stagioni» oder eine Vivaldi-Opernarie hat er sich für seine innig klingende Altflöte arrangiert, in einer weiteren trifft er den jungen französischen Countertenor Arnaud Gluck zum Gesangsduell von Stimme und Blockflöte.

Mit dieser neuen CD ist Isaac Makhdoomi so richtig in der Barockzeit angekommen."



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