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  • Wilfried Schäper, Radio Bremen

"ein toller Virtuose auf seinem Instrument ohne stilistische Grenzen"

"Der tolle Tanz aus Argentinien hat ja auch immer etwas mit Lust und Liebe zu tun, und das war gerade der katholischen Kirche unheimlich. In einem Brief eines römischen Kardinals von 1914 heißt es: „Der Tango ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Er ist abstoßend und anekelnd. Nur Menschen, die jede Moral verloren haben, können ihn ertragen. Er ist die Schande unserer Tage. Wer immer ihn weitertanzt, begeht eine Sünde und ist von der heiligen Kommunion auszuschließen.“ Ganz schlimm also! Zum Glück sind diese Zeiten aber vorbei, und der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl kann sein neues Album ungestraft „Gran Pasión Tango“ nennen. (...)


Der österreichische Cellist Friedrich Kleinhapl ist ein ziemlich bunter Hund - ein toller Virtuose auf seinem Instrument ohne stilistische Grenzen. Sein Repertoire reicht von Bach und Beethoven bis hin zu Schostakowitsch, Schnittke oder Gulda. Das neue Album von Friedrich Kleinhapl hat den Titel „Gran Pasión Tango“. Der Titel passt, denn hier ist das stilistische Chamäleon Kleinhapl in seinem Element. Er spielt diese Musik wunderbar: leidenschaftlich, mit einem geradezu erotischen Celloklang und so stilecht, dass man am liebsten sofort auf die Tanzfläche möchte. Friedrich Kleinhapl hat übrigens auch einen wunderbaren Booklet-Text zu seiner CD geschrieben. Dort beschreibt er sehr humorvoll, welche Bedrohung der Tango zu Beginn des 20. Jahrhunderts besonders für Kirche und Kaiser war. Zitat: „Tango ist der Geschlechtsakt selbst, nur mit anderen Mitteln“ – darauf muss man erstmal kommen! (...)


Friedrich Kleinhapl ist zwar Österreicher, doch schon lange hat er eine tiefe Liebe zum argentinischen Tango. Seine erste Begegnung damit war Piazzollas „Grand Tango“, dessen einzige originale Komposition für Cello. Danach hat Kleinhapl immer mehr Bearbeitungen von Piazzollas Stücken gespielt, meistens mit Klavierbegleitung. Sein neues Album mit der Bohuslav Martinu Philharmonie ist nun der vorläufige Höhepunkt von Kleinhapls Tango-Begeisterung. Die Arrangements für Cello und großes Orchester sind effektvoll und stilecht. Der Tango verlässt in dieser Besetzung die kleinen Bars und Kneipen, erobert sich den großen Konzertsaal. Das passt besonders zu Piazzollas Musik, denn dessen „Tango Nuevo“ ist durchaus konzertant. Einflüsse von Bach, Bartok und Strawinsky sind hier zu hören, und das Ganze klingt wie eine Mischung aus Kunstmusik und Folklore."



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