"Wenn ein so prominenter Komponist wie Antonio Vivaldi eigens für die Blockflöte komponiert hat, reizt es selbstverständlich jeden, der über das virtuose Rüstzeug auf seinem Instrument für diese technisch anspruchsvollsten Werke des Barock verfügt, sie einzuspielen. (...)
Wenn Vivaldi nicht durch eine äußere Anregung wie in den Jahreszeiten, Il Gardellino oder La Notte motiviert ist, verfährt er nach dem Motto „Geschwindigkeit ist keine Hexerei“. Er schreibt ein eingängiges „hitverdächtiges“ zweiteiliges Ritornell und baut die Soloabschnitte mit virtuosen Figurationen über modulierende Bass-Modelle (häufig Quintfallsequenzen), die jeder Kompositionsschüler im 18. Jahrhundert durch die Aussetzungen vieler Partimenti im Schlaf beherrschte. Diese ermöglichen es, das Ritornell entweder komplett, oder nur dessen ersten oder zweiten Teil als tonal stabile Ruhepunkte zwischen den modulierenden Soloabschnitten in der jeweils erreichten Zieltonart zu verwenden. Die Figurationen der Blockflötenkonzerte sind geigerisch empfunden und deshalb mit den weiten Sprüngen wenig bläsergerecht. Sie bieten zudem kaum Möglichkeiten zu Zwischenatmungen. Besonders unangenehm spielt sich das c-Moll-Konzert für Altblockflöte, da hier aufgrund der Gabelgriffe zumeist mehrere Finger mit der Doppel- oder Tripel-Zunge synchronisiert werden müssen. Da die kleine Sopranino-Blockflöte, für die die meisten Konzerte geschrieben wurden, nur einen minimalen Blasdruck verträgt, besteht die Gefahr, dass man den Schluss der Soli fast nur noch auf CO2 spielt. Durch vielfache Wiederholung derselben Figur – Problem: hab ich das jetzt schon viermal gespielt oder erst dreimal? – entsteht dann aber eine Sogwirkung die von den Komponisten der Minimal Music wieder aufgegriffen wurde.
Isaac Makhdoomi verfügt ohne Frage über das virtuose Rüstzeug für diese Kompositionen. Er wählt generell schnellere Tempi als seine berühmten Kollegen Michala Petri, Dan Laurin oder Erik Bosgraaf und hält sie durch. (...)
Er verziert phantasievoll, die Ornamente wirken spontan und doch kontrolliert. Dies macht besonders die beiden eingestreuten Arien hörenswert. Zunge und Finger sind – bis auf wenige Ausnahmen – exzellent koordiniert. Sehr hübsch das improvisierte Capriccio in La Notte, wo er auch mit der unangenehm tiefen Lage hervorragend zurechtkommt. (Das Stück hat in beiden Fassungen die Besetzungsangabe Flauto Traverso). Entzückend gelingt ihm die Darstellung des Distelfinks in Il Gardellino. "
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