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Fünf Fragen-Fünf Antworten von Friedrich Kleinhapl


1

Ein Stück, das Ihnen viel bedeutet, das aber viel zu wenig bekannt ist: Ganz spontan fällt mir dazu Astor Piazzollas „Romance del Diablo“ ein. Es ist ein kleines Stück, drei Minuten lang, aber es ist für mich, wenn ich es auf dem Cello spiele, immer wie eine Stimme aus einer anderen Welt.


2 Ein Stück, das alle/die meisten anders spielen als Sie:

Ich höre ständig, dass ich insgesamt anders spiele und interpretiere, extremer, nicht immer nur schön, aber ausdrucksstark. Und genau darum geht es mir: ums Erzählen – mit Worten und Tönen. Und Geschichten. Und dazu benötigt man Farben. Wenn man zu erzählen beginnt und es der Augenblick zulässt, dann beginnt das Cello manchmal von selbst zu sprechen, zu lachen und zu weinen oder zu jubeln.


3

Ein Stück, das Sie nie wieder spielen wollen (aber früher spielen mussten): Ich habe während meines Studiums bei der Urauührung von Hermanns Nitschs 7. Symphonie mitgelärmt. Ich denke immer wieder an diese ohrenbetäubende Begegnung mit dem Maler. Reiner Lärm, Konzept- und Ideenlosigkeit verknüp mit einer hypertrophen Selbsteinschätzung: „Mein Werk ist der Höhepunkt der symphonischen Entwicklung von Haydn, Mozart, Beethoven bis Bruckner und Mahler.“ Das muss ich wirklich kein zweites Mal haben.


4

Das letzte Musikerlebnis, das Sie als Interpret (oder als Zuhörer) umgehauen hat:

Um mitten ins Herz zu treen muss Musik nicht nur gut sein – ebenso entscheidend ist der richtige Moment, der richtige Ort, die richtige Atmosphäre und vor allem die richtigen Menschen,

die zuhören! Wenn alles miteinander in Resonanz tritt, dann baut sich ein riesiges Energiefeld auf. Bei unseren Konzerten auf der Open Air Bühne auf den Kasematten in Graz habe

ich zuletzt ein solches Konzert erlebt – im August unter freiem Himmel und unter vielen Sternen.


5

Ein Stück, dessen Erfolg Sie nie verstanden haben:

Ich bemühe mich in letzter Zeit mehr fernzusehen, um den Anschluss an den Mainstream nicht ganz zu verlieren. Allerdings ende ich dabei immer wieder in totaler Fassungslosigkeit, worüber tausende und hunderttausende Menschen oenbar in Ekstase geraten.

FONO FORUM 04/2024









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