"Es zwitschert und trillert, dass es eine wahre Freude ist. Drei der fünf Concerti
des venezianischen Barockmeisters spielt Makhdoomi auf der kleinen Sopranino-
Blockflöte, zwei auf der grösseren Schwester, der Altblockflöte. Ein bisschen
hat er dabei auch geklaut, nur drei davon hat Vivaldi explizit seinem Instrument
zugedacht, zwei Konzerte entstanden für die Traversflöte:«Il Gardellino»,
der übermütig trillernde Distelfink, und «La Notte», die spukhafte Geisterstunde
in einem venezianischen Palazzo. Zwei Fähigkeiten zeichnen Makhdoomi dabei
besonders aus: Seine fingerflinke Virtuosität, die gerade auf dem kleinen Instrument
zu teilweise schier irrwitzig schnellen Skalen und Koloraturen führt, und
seine Variabilität. Der Maurice Steger-Schüler ist ein ausdrucksvoller Musiker,
der sich ständig reizvolle Freiheiten herausnimmt, der die melodischen Phrasen
nicht nur berührend singen kann, sondern auch das bei Vivaldi oft stabile
Gerüst der Begleitung als Trampolin nimmt für ganz eigene rhythmische Akzente
und Kontraste. Er zieht alle Register, gibt sich als kapriziöse Operndiva,
spielt den Barockrebellen, zeigt immer wieder mit Witz und Charisma, dass man
spielen darf mit dieser Musik, demonstriert mit seinen Barock-Kollegen, dass
man die Freiheiten von Jazz und Improvisation auch hier einbringen kann. Der
Virtuosität der Concerti setzt er lyrische Ruhepunkte zur Seite: Das Andante aus
dem «Winter» der «Quattro Stagioni» oder eine Vivaldi-Opernarie hat er sich
für seine innig klingende Altflöte arrangiert, in einer weiteren trifft er den jungen
französischen Countertenor Arnaud Gluck zum Gesangs-Duett."
Musik & Theater, Mai/2023
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