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  • Thomas Baack , Klassik Heute

"Hier stimmt die Balance, schimmern und leuchten die Farben"

"Wohl kaum jemand, der das Klaviertrio op. 1 von Erich Wolfgang Korngold zum ersten Mal hört, käme auf die Idee, dass es sich um eine Komposition handelt, die ein Dreizehnjähriger „seinem lieben Papa“ widmete. Deshalb hat es durchaus seine Berechtigung, dass das Feininger Trio diesen Geniestreich dem mittleren der drei Klaviertrios von Johannes Brahms gegenüberstellt.


Das C-Dur-Trio op. 87 von Johannes Brahms entstand im Umfeld des 2. Klavierkonzerts und des ersten Streichquintetts. Seine Ecksätze wurden vom Freundeskreis recht kritisch aufgenommen, da Brahms seine spezielle Technik der entwickelnden Variation auf die Sonatensatzform der Außensätze anwendet, sodass die Hauptthemen sich aus kurzen Motiven nach und nach entfalten, anstatt von Beginn an den Satzcharakter zu prägen. Clara Schumann, die bei der Durchspielprobe anwesend war, notierte hierzu: „Auch das Trio wurde probiert, so sehr ich aber bei einzelnem schwärme, so habe ich vom Ganzen keinen befriedigenden Eindruck, außer vom Andante, das wundervoll ist.“ Das Scherzo, dass den Mendelssohnschen Elfentypus ins absolut Sinistre wendet, dürfte ihr als Blasphemie erschienen sein. Zudem war der Komponist pianistisch etwas außer Form, weshalb Clara bemerkte: „Leider nur spielt Brahms immer schrecklicher – es ist nichts mehr als ein Schlagen, Stoßen, Grabbeln!“ Merke: Ohne intensives Üben war der höchst anspruchsvolle Klavierpart selbst für einen Brahms nicht realisierbar.


Wohl kaum ein Komponist war so frühvollendet wie der 13-jährige Korngold. Sein Trio spielt meisterhaft mit den gängigen Jugendstil-Elementen, vom operettenhaften Walzer bis zur über den Tristan weit hinausgehenden koloristisch-morbiden Salome-Chromatik. Dabei ist sein Sinn für klangliche Valeurs, die sich später in den Opern Die tote Stadt oder Das Wunder der Heliane vollends entfalten sollten und ihn in Hollywood zum eigentlichen Schöpfer der symphonischen Filmmusik werden lassen sollten, bereits hier in nuce vorhanden. (..)


Hier stimmt die Balance, schimmern und leuchten die Farben. Sehr gelungen auch die Gestaltung der teils heftigen Dissonanzen aus dem Verständnis von Spannung und Entspannung heraus."







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