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Werner Kopfmüller, Leipziger Volkszeitung

Petersburger Panoramen: Entdeckungen auf neuer Genuin-CD

Beim Konzert in der Reihe „Kunst & Justiz“ im Leipziger Bundesverwaltungsgericht stellten Stanislas Kim und Marie Rosa Günter ihre CD „Postscriptum“ vor.


"Galina Ustwolskaja (1919–2006), die bei Schostakowitsch studierte und doch zu einer ganz eigenen radikalen Klangsprache fand, ist mitzwei ihrer Préludes op. 12 für Klavier vertreten. Von ihr wiederum wurde Boris Arapow (1905–1992) inspiriert bei seinem Sonaten-Ungetüm für Cello und Klavier. Beide Instrumente wagen sich hier in spieltechnische Extrembereiche, Bässe krachen und die Bogenhaare nur so fliegen. (...)

Verständlich, denn dieses sperrige Spätwerk, bei dem von der Kompositionsdoktrin des Sozialistischen Realismus nichts mehr zu hörenist, verstört durch das tief traurige Monologisieren des Cello, steigert sich in hysterische Raserei und schwebt mit seinen an Ustwolskajaerinnernden Glockenklängen in Sphären religiöser Ekstase. Eine faszinierende Bereicherung fürs Repertoire, wenn mit so bezwingender Kraft verlebendigt wie von Kim und Günter.

Die Piècen des bei Rimski-Korsakow ausgebildeten Anton Arensky (1861–1906) op. 12, Petite ballade und Danse capricieuse, sind rassige Zugabenstücke, gefällig und eingängig bis zum Ohrwurm. Da lassen die Bearbeitungen von Schostakowitsch‘ Spanischen Lieder op. 100 und der Lieder aus Jüdischer Volkspoesie, weitaus gespannter aufhorchen. Zumal sie ihren lokalkoloristischen Charme auch in der Version für Cello und Klavier versprühen. Kim und Günter finden den Mittelweg, übertreiben es nicht mit musikantischerAusgelassenheit oder elegischem Weltschmerz"



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