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  • Stefan Pieper, Klassik heute

"musikalisches Freudenfest"- Klassik Heute Empfehlung

"Das Kopenhagener Trio con Brio macht auf seiner neuesten CD-Veröffentlichung einmal mehr seinem Namen alle Ehre. Was hätte man auch anderes von diesem hochmotivierten, vor 22 Jahren gegründeten Ensemble erwartet? Der dänische Pianist Jens Elevekjaer sowie das koreanische Geschwisterpaar Soo-Jin Hong (Violine) und Soo-Kyung Hong (Violoncello) sind künstlerisch wie auch privat seit langem miteinander verbunden. Die logische Folge: Eine exzeptionelle Klangkultur von hohem Wiedererkennungswert gepaart mit vorbildlicher Kreativität bei der Vermittlung der jeweiligen musikalischen Sujets. Um Beethoven geht es auf der jüngsten Veröffentlichung - also um nichts geringeres als um musikalische Wahrheit, wenn man dieses Anliegen ernst nimmt! Das Trio con Brio hat sich die beiden Trios op. 1 und op. 97 vorgenommen, einem ungleichen, dennoch auf tiefer Ebene seelenverwandtem Paar. Das frühe c-Moll-Trio repräsentiert ein Frühwerk voller Aufbruchsgeist, das von Beethovens durchaus reibungsvollen Auseinandersetzung mit seinem Wiener Lehrmeister Josef Haydn gezeichnet ist. Opus 97, auch als „Erzherzog Trio“ bezeichnet, kommt als abgeklärtes Spätwerk daher, welches tiefe Empfindungen aus einem überbordenden Erfahrungsschatz schöpft und hier auch, nicht zuletzt bei der Satzfolge, unkonventionelle Wege geht. Geschaffen wurde es zu einem Zeitpunkt, als Beethoven schon fast völlig ertaubt war – ob hinter den subjektiv verinnerlichten Zügen dieser Musik eine solche persönliche Erfahrung steht, kann diskutiert werden. (...). Wie Soo-Jin Hong, Soo-Kyung Hong und Jens Elevekjaer die hohen Ansprüche auf ihren jeweiligen Instrumenten einlösen, kann als musikalisches Freudenfest bezeichnet werden! Was die drei in hellwacher Interaktion und fast schon telepathischer Homogenität hervorbringen, lässt keinen Zweifel an besagten „ewigen Wahrheiten“ - wie es zugleich in jeder Sekunde ein Hörelebnis generiert, das mit ansteckender Spontaneität absolut aus der Gegenwart kommt! Man merkt an der Unmittelbarkeit der interpretorischen Herangehensweise, dass sich die drei regelmäßig mit Klangforschungen der Neuen Musik befassen – und musikalische Avantgarde waren Beethovens Kompositionen zum Zeitpunkt ihres Entstehens ja nicht minder! Das Trio con Brio bringt hier alle Ecken und Kanten zum Leuchten und versenkt sich in die Tiefendimensionen. Das bringt ein Feuerwerk an Details zum Leuchten, ohne je effekthascherisch zu wirken. Direkt im Seitensatz des Hauptthemas im ersten Satz von op. 1 einen Tonartenwechsel zu platzieren, wirkt wie ein energischer Weckruf zur Regelübertretung! Hellhörig arbeitet dieses Trio die vielen Dynamikkontraste, impulsiven Crescendi und Szforzati sowie rhythmischen Impulse heraus, lässt sich zum kommunikativen Wettstreit in Sachen musikantischer Kühnheit herausfordern. Aber es wäre nicht das renommierte Trio con Brio, wenn hier etwas im Circensischen stehen bleiben würde. Die wahre Größe dieser Musik und ihrer Interpretation besteht darin, jedes formale Abenteuer dieser Kompositionen mit tiefster Emotion anzufüllen. Dementsprechend wird auch die Kunst, instrumental zu „singen“ äußerst homogen beherrscht. Das erreicht Geigerin Soo-Jin Hong über weite Strecken durch einen seidig schimmernden, oft bewusst vibratoarmen Ton. Dem entspricht nicht minder das warm timbrierte, sonore Cellospiel von Schwester Soo-Kyung Hong, derweil das hellwach akzentuierende, zugleich analytisch schlanke, aber auch furios aufbrausende Klavierspiel von Jens Elevekjaer diese beglückende Interaktion bekräftigt. Man kann diese Einspielung durch all dies, aber ebenso durch die hervorragende, luftig transparente Aufnahmequalität ohne weiteres als Referenz betrachten!"

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