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  • Holger Sambale, Klassik Heute

"eine gute Visitenkarte für das junge Ensemble"

"Nun aber bringt das aus Musikern aus Russland, Moldawien und Luxemburg bestehende Ensemble erstmals ein zur Gänze eigenes Album mit Klavierquartetten von Saint-Saëns und Tanejew heraus. Im Fall von Saint-Saëns haben die Musiker nicht sein Opus 41, sondern ein frühes Quartett in E-Dur ausgewählt, das erst Anfang der 1990er Jahre publiziert, seitdem aber bereits einige Male auf CD eingespielt worden ist.


Saint-Saëns’ Quartett entstand in den Jahre 1851 bis 1853, also zwischen der Jugendsinfonie in A-Dur und der Sinfonie Nr. 1 in Es-Dur, und aus diesen beiden Eckpunkten ergeben sich auch seine ungefähren stilistischen Koordinaten. Insbesondere wird man immer wieder deutliche Anklänge an deutsche Musik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vernehmen, angefangen mit (frühem bis mittlerem) Beethoven, eher weniger dagegen die in der A-Dur-Sinfonie noch recht präsenten Mozart-Einflüsse. Lyrische Passagen (wie das Thema des langsamen zweiten Satzes) haben oft einen volksliedhaften Einschlag. Das Konzept, die Thematik des ersten Satzes aus der langsamen Einleitung heraus zu entwickeln, hat Saint-Saëns in der Es-Dur-Sinfonie erneut aufgegriffen. Ein hübsches, manchmal noch etwas uneinheitliches Werk, in dem aber stellenweise sehr wohl bereits der Reifestil des Komponisten durchschimmert. Tanejews Klavierquartett entstand dagegen auf dem Zenit seines Schaffens, ein Werk von orchestraler Prägung, prachtvoll, klangmächtig und dicht gearbeitet vom Überschwang des ersten Satzes über das hymnische Melos des Adagios bis hin zu den Konflikten des Finales, das über eine Fuge schließlich in einen ruhigen, „seraphischen“ Ausklang mündet, dessen Atmosphärik irgendwo zwischen melancholischem Rückblick und stiller Befriedung schwebt.


Die Einspielungen des Malevich Ensembles sind in vielerlei Hinsicht sorgfältig gearbeitet und bewegen sich insgesamt auf einem ausgesprochen soliden Niveau. Kleinere Mängel wie gelegentliche intonatorische Schwächen in höheren Lagen (z.B. Finale des Tanejew-Quartetts, Ziffer 203/204) oder eine Tendenz zum Hasten in der punktierten Rhythmik des Moll-Seitenthemas in Saint-Saëns’ Quartett sind eher Randnotizen und schmälern den insgesamt sehr ordentlichen Eindruck nicht entscheidend. Im Quartett von Saint-Saëns muss sich das Ensemble nicht vor der Konkurrenz verstecken: die (intonatorisch etwas problematisch) Ersteinspielung durch das Quatuor Elyséen übertrifft es, zum Quartetto Avos ist es eine gleichwertige Alternative mit etwas anderen Schwerpunkten (das Quartetto Avos betont die romantischen Seiten stärker, das Malevich Ensemble nimmt z.B. den Finalsatz spritziger). Ganz das Niveau des Mozart-Klavierquartetts (MDG), das eine extrem differenzierte Lesart bietet mit einem Esprit, der sogar manche etwas floskelhafte Passage wie das Ende der Exposition im 1. Satz oder Teile des Finalsatzes noch veredelt, erreicht das Malevich Ensemble nicht, aber insgesamt ist man mit dieser Einspielung gut bedient. (...)

Alles in allem eine gute Visitenkarte für das junge Ensemble insbesondere mit sehr ansprechender Repertoirewahl."



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