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  • Thomas Gehrig

Klassik.com-Empfehlung

"Von den 'Reflêts dans l’eau' im ersten Band von Debussys 'Images' an ist die sensible Klangbehandlung deutlich hörbar. Übereinanderliegende Schichten laufen auch in den glitzernden Wasser-Pagoden buchstäblich nicht Gefahr, zu verschwimmen. Auch in den 'Poissons d’or' des zweiten Bands behandelt sie dieses deskriptive Element mit anschaulicher Klanggestik. In 'Et la lune descend sur le temple qui fut' steht der Pianist vor der schwierigen Aufgabe, die zahlreichen Momente von Stille und Pausen mit musikalischem Leben zu füllen. Krier gelingt dies perfekt, gekonnt erzeugt sie behutsam aufgebaute, statisch aufgeladene Spannungsfelder. Auch dank ausgewogen dosierten Pedalgebrauchs bleiben die Linienführung stets nachvollziehbar und stimmliche Konturen scharf umrissen. In den selten gespielten 'Masques' (L.105) meistert sie die schnellen Tonrepetitionen nicht nur technisch akkurat, sondern verwandelt sie auch in hochauflösende Klangbilder. All das führt dazu, dass sie stilistisch den Vergleich mit so berufenen Debussy-Interpreten wie Arturo Benedetti-Michelangeli nicht zu scheuen braucht. Mit 'Masques' ist auch Szymanowskis dreiteilige Stückesammlung Opus 34 überschrieben – die Schnittstelle ist hier also zumindest namentlich hergestellt. Im Eingangsstück 'Shéhérazade' ist eine ähnlich feinfühlige Farbgebung wie bei Debussy notwendig, Krier wird auch hier den breit gefächerten pianistischen Anforderungen ohne weiteres gerecht: Ausladende Sphären von pulsierender Ruhe, die jederzeit in plötzliche Kraftentfaltung umschlagen können – beides führt sie von der Intonation einzelner, fast wie verloren dastehender Töne bis hin zu bombastischen Akkord-Clustern exzellent vor. In 'Tantris le Bouffon' glitzern die einleitenden Diskantfiguren silbrig, die markanten Akzente im Mittelteil setzt sie mit wirkungsvoller Entschiedenheit. Die abschließende 'Sérénade de Don Juan' verlangt nochmals eine denkbar kontrastreiche Darstellung – Krier zieht alle Anschlagsregister zwischen dick aufgetragenem vollgriffigem und fein getupftem klanglichem Pinselstrich überzeugend."


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